Aggelos Kallias, Chef des Hotelverbandes in Drama. |
Autor des Beitrags: Bernd Niebrügge, ARD-Studio Athen
Αναδημοσίευση από το facebook της Μαρίας Τόλιου.
Aggelos Kallias, Chef des Hotelverbandes, möchte erzählen, warum in Drama Millionen investiert werden und dann doch nichts passiert. Dafür fahren wir auf den über 2.000 Meter hohen Berg Fallacro.
Hier erwartet uns frischer Schnee, pünktlich zu Beginn der Skisaison. Doch der Jeep von Aggelos steckt fest und der 38-Jährige ist stinksauer. Denn die Regionalregierung hat nicht geräumt, sondern mit einem Schneeberg auf der Straße das Skigebiet bewusst blockiert.
Marodes Skizentrum trotz EU-Subventionen
Das Skizentrum scheint verlassen und ist in einem erbärmlichen Zustand - obwohl die EU die Liftanlagen mit vier Millionen Euro die subventioniert hat. Wir fangen an zu verstehen, warum die Straße blockiert wurde. Denn ungefährlich ist es für den Besucher hier nicht. "Sie sehen, dass wild durcheinander gebaut worden ist: Skihütte, Restaurant, Imbissbuden. Eigentlich gab es einen genauen Bauplan, der auch bei der EU für weitere Mittel eingereicht worden ist - am Ende aber hat einfach jeder, der wollte, seine Hütte errichtet - ohne Genehmigung, aber auch ohne bestraft zu werden“, erzählt Kallias.
Kleine Unternehmer die Dummen
Die für den Aufbau des Skigebiet geschaffene Betreibergesellschaft, erzählt uns Aggelos, stellte erst einmal 70 Beschäftigte ein. Dann floss viel Geld , oft ohne Belege. Und schließlich ging alles trotz der vielen Millionen Pleite. "Vor zwei Jahren hat dann der Bezirk das Skigebiet alleine übernommen, doch es hat sich nichts geändert. Das Skigebiet ist ein Spielball, der zwischen den Interessengruppen hin und her geworfen wird. Und in diesem Streit sind am Ende wir, die kleinen Unternehmer, die Dummen“, sagt Kallias. Er hofft aber weiter. Denn er und seine Familie haben rund eine Million Euro und viel Liebe in ein feines Hotel investiert - doch Gäste kommen nur in ein modernes Skigebiet.
Keine Industrie, keine Arbeitsplätze
Man muss schon ein Held sein, um in Drama eine Perspektive zu finden. Der Traum, mit eigenem Geschäft unabhängig zu leben ist ausgeträumt. Denn wer ehrlich Steuern zahlt und Wettbewerb erlebt ist schnell am Ende. Und die Politiker? Sie haben trotz der Ressourcen in Drama und trotz motivierter junger Menschen nichts getan. Industrie und Arbeitsplätze? Fehlanzeige.
Bürgermeister will Firma verkaufen
Dramas Bürgermeister Kyriakos Harakidis. |
Bürgermeister Kyriakos Harakidis empfängt uns auf dem Gelände eines der modernsten Holzbetriebe Europas. Hier werden Pfosten für die Strom und Telefonleitungen dieser Welt produziert - millionenfach. Das Unternehmen hat seinen Besitzer, den Bürgermeister, wohlhabend gemacht. Doch der Absatz ist eingebrochen. Vor allem wegen kriselnder Kunden - wie dem griechischen Staat. Und die Banken weigern sich, Geld zu geben.
"Die fehlenden Mittel für Unternehmen sind das größte Problem, so Harakidis. Alle verbliebenen Betriebe werden ohne frisches Kapital das nächste Jahr nicht überleben. Wenn keine Beschäftigungsmaßnahmen kommen, wird es in zwei Jahren wohl keinen einzigen Arbeitenden mehr in der Privatwirtschaft geben“, glaubt Harakidis. Harakidis führt bereits Gespräche mit russische Käufern. Vielleicht werden die dann vom ungeheuren Waldreichtum Dramas profitieren.
Kürzungspläne aus Athen werden bekämpft
Als Bürgermeister arbeitet Harakidis in diesem fast unwirklich modernen Gebäude. Sein Arbeitszimmer ist das luxuriöse Erbe seines Vorgängers. Und auch sonst erscheint das Rathaus wie eine Trutzburg der Beamten - von Athen beschlossene Stellenkürzungen werden hier konsequent bekämpft. Die hätten doch keine Ahnung, seien ohne Plan, heißt es. Eigentlich ist man ja hier überlastet, man bräuchte zusätzliche Kollegen.
Kyriakos Harakidis, von den Sozialdemokraten unterstützt, weiß aber, dass die öffentliche Verwaltung schrumpfen muss. Nur will er als Bürgermeister auch in Wirtschaftsfragen mitentscheiden: "Es gibt ja Wachstumspläne für Drama, doch die wurden niemals umgesetzt. Denn entschieden wird bestenfalls auf Bezirksebenes, aber meistens, und das ist dann der schlimmste Fall, entscheidet nur der Staat."
Kein Geld vom Arbeitsamt
Die Tatenlosigkeit in Drama hat auch Familie Sefertzi ruiniert. Mit immer wieder neuen Jobs und auch mal als Geschäftsinhaber haben sie sich jahrelang durchgeschlagen. Aber das funktioniert nicht mehr. Beide sind nun schon über zwei Jahre arbeitslos - ohne Krankenversicherung, ohne Arbeitslosengeld, ohne Fortbildung.
Auf dem Weihnachtsmarkt bemalt Maria Sefertzi im Auftrag des Arbeitsamts Kindergesichter. Geld sollte es dafür geben, doch das Ministerium zahlt einfach nicht. Das Leben in Drama, es bleibt wohl ein solches. Ein Drama für die Menschen, die etwas bewegen wollen und doch nicht vorankommen.
Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 16.12.2012. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.